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Mein carrelet

 

Dieses "carrelet" (Fischerhütte) kann man nicht übersehen, es gleicht keiner anderen mit ihren Wasser- und Meeresfresken, Schifffahrt, Gironde, Traum, Weite, drei Seiten der Hütte sind damit bemalt, erdacht von Daniel Bernard. Wenn Bernard Lapeyre, der Besitzer, da ist, will er das auch stets anzeigen, indem er die dreifarbige Flagge hisst, und die Fähnchen, die an der Spitze des Mastes flattern, wecken immer wieder die Neugier von Passanten aus der Gegend oder von weiter her. Viele halten an, gehen etwas näher heran, um besser sehen zu können, fotografieren, filmen diese lustige Fischerhütte, die von vielen Lebensabschnitten erzählt. Dieses „Astrolabium“ beginnt, zu einer Berühmtheit zu werden, vielleicht mehr als früher. Das Carrelet „Trois cœurs“ (Drei Herzen) befindet sich an der Gironde auf der Höhe des Chateau Meyney (Saint Estephe). An diesem Dienstag, Mitte Oktober, ist das Wetter wunderbar, die Flut kommt gerade, keine oder nur wenige Wellen, das sind vielversprechende Voraussetzungen zum Fischen der köstlichen weißen Crevetten der Gironde (die von den einen chevrettes und von den anderen esquires genannt werden). Ein günstiger Moment, um mit Bernard Lapeyre zu sprechen, dem Postbeamten im Ruhestand, dem Funkamateur und dem Gründer des Vereins der Hüttenbesitzer im Médoc mit mehr als 30 Mitgliedern seit 2003.

carrelet

JdM: Was fischen Sie noch außer den weißen Crevetten?
Lapeyre: Manchmal hat man Glück und holt aus dem Netz kleine Schollen, Meerbarben, Seezungen oder Adlerfische... Aber die Fische werden immer seltener, eine Folge der Meerwasserverschmutzung mit Pestiziden, Schwermetallen und Medikamenten. Ein schöner Fisch pro Woche ist schon ein guter Fang.
JdM: Diese Hütte ist ein Teil Ihres Lebens?
Lapeyre: Mein Vater hat sie Anfang der achtziger Jahre gekauft. Er hat sie komplett renoviert, aber 1999/2000 und 2010 hat sie durch die Stürme sehr gelitten. Da ich seit 2003 im Ruhestand bin, habe ich mehr Zeit, an der Hütte zu arbeiten. 2003 habe ich den Verein der Hüttenbesitzer gegründet. Diese Hütten sind Teil des Kulturerbes der Region, das es zu entdecken und zu erhalten gilt, wie z. B. die Böschungen am Ufer des Estuaire.
JdM: Wollten Sie mit den Fresken auf dem Astrolabe ein Zeichen setzen?
Lapeyre: Vielleicht! (man hört einen gewissen Stolz heraus, d. Red.)
Mein Carrelet, das ist mein Paradies zwischen Himmel und Meer. Hier bin ich gerne, allein, mit meiner Familie, unter Freunden, zum Angeln oder um ein gegrilltes Steak zu essen. Das ist Entspannung, Ruhe, Träumerei.

2011 Monique Nauzin, Übersetzung: Christian Büttner/Elke Schwichtenberg

Journal du Médoc 28 octobre 2011