Die großen Weiten

 

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Die Interstate 10 ist die in den USA die am meisten befahrene Straße. Sie reicht von der Ostküste im Norden Floridas bis zur Westküste nach Los Angeles. Die Durchquerung von Texas, Neu-Mexiko und Arizona gefällt mir am besten, weil ich große Weiten liebe, wenn der Blick zum Horizont die Fluchtlinien von Erde und Himmel verschmelzen lässt.

In Frankreich haben wir einen vergleichbaren Typ großer Weiten und sie befinden sich dort, wo ich wohne. Hier entschwindet die Straße ebenfalls, lang und gerade, bis zum Ozean, einer anderen Weite. Sie durchbricht den Pinienwald, in dem sich der Stechginster drängt.

Hier vermittelt uns alles den Eindruck von Unendlichkeit. Das fließende Grün des Ozeans, der Forst, eine weitere Unermesslichkeit und die geradlinigen Straßen, die nach Nirgendwo zu führen scheinen.

Nun, um wenigstens die Illusion zu vermitteln, dass man irgendwo ankommen wird, hat man die „ronds points“ eingerichtet, von denen andere gradlinige Straßen abgehen und den Wald durchbohren.

Aber glauben Sie nicht, dass dort Monotonie herrscht. Ab und zu öffnet sich nach rechts oder links eine große Schneise durch den Wald, die sicher auch irgendwohin führt, von Stechginster begrenzt. Ihn gibt es überall, im Wald und am Rand der Straßen.

Sie werden bald dem Ginster Platz machen, der ihnen ähnelt, aber keine Stacheln hat. Dann verschwindet auch er und macht dem Heidekraut Platz. Zudem blüht die niedrige Erika an den Wegrändern und verkündet den Herbst. Zuletzt bringt der rotbraune Ginster seine Farbe in das Grün der Pinien.

So verläuft das Jahr in den großen Weiten der Gironde, einer irreführenden Erde, denn man sagt, dass es unmöglich sei, sich zu verirren, ohne zu zweifeln, dass der Blick sich hier verliert und dass die Seele in unermessliche und unendliche Träume entschwindet, hypnotisiert von der Schönheit der Erde.

Simone Casabon (Le Taillan)