Zeitreise in die Belle Epoque

 

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Drachen 3 Drachen 4
Drachen 3 Drachen 4

Wer hätte vor 15 Jahren so etwas gedacht – 1995, als wir aus einer Urlaubslaune heraus, aber nach fast 20 Camping-Probe-Jahren in Euronat (zeitweise) sesshaft wurden? Die auch in Euronat aufgezogenen Jungen waren flügge, es war endlich die Zeit gekommen, die landschaftlichen Reize des Médoc auch „außerhalb“ kennenzulernen, die Feste mit den Leuten von hier zu feiern und sich auf die (nie endende) Suche nach dem optimalen Château zu begeben – und auch in der Ferien-Residenz Hobbies zu pflegen. Da kam „Soulac 1900“ gerade recht!

Vorbelastet durch lebenslange „Textilarbeit“ - vom Einkleiden meiner Barbie über selbstgeschneiderte Jungmädchengarderobe, später das Schneidern für drei Buben (leider kein Mädchen!) bis hin zu Kostümen für Karneval und mittelalterliche Feste, war es ausgemachte Sache, dass ich mich mit Feuereifer in diesen Trubel stürzen würde. Hier konnte ich auch meiner seit Kindertagen gelebten Lust am Verkleiden wieder einmal ausgiebig frönen. Was blieb also meinem anfangs noch widerstrebenden Gemahl anderes übrig, als mich beim Flanieren auf dem „Boulevard“ von Soulac in passender Garderobe zu begleiten ?

Nun konnte ich meinem Schaffensdrang freien Lauf lassen: Schnittmusterbögen für 1900er Roben waren im internet schnell ausgemacht und beschafft, Stoffe fanden sich teils im eigenen Fundus, teils in der Gardinenabteilung (!) der örtlichen grandes surfaces, teils im Karlsruher Stoffhandel. Die technische Ausrüstung wanderte aus der Heimat mit ins Euronat-Chalet, der séjour wurde zum atelier, und die Terrasse zum Laufsteg. Nicht genug damit:

Man hörte von einem Verein in Soulac, von eifrigen Näherinnen und Schneiderinnen, die als bénévoles im vereinseigenen atelier Kostüme schneiderten, um sie vor dem großen Fest zugunsten von „label soulac“ zu verkaufen. Die neue couturiere aus Deutschland wurde mit offenen Armen aufgenommen, und beim wöchentlichen Treffen im CUBE * wetteiferte das internationale Geratter der Maschinen nun mit dem Geschnatter im Lokalcolorit – für mich die Gelegenheit, mich im francais de tous les jours zu trainieren.

Beim 6. eigenen Kostüm „1900“ entstand in meiner Chalet- Garderobe ein Stau, der nun aufgelöst werden muss. Aber die Lust am kreativen Schaffen ist ungebrochen. Noch warten gehortete Stoffe auf ihre Verwertung.

Zeitgenossinnen, die „schon immer mal“ ein bisschen in die Belle Epoque eintauchen wollten und die sich nun für ein stilgerechtes Kostüm (vielleicht einschließlich echtem Cul de Paris?) für ihr persönliches „Soulac 1900/2011“ interessieren, sind zum Schauen, zum Fachsimpeln und mehr bei Doris immer willkommen! (On parle Francais)

2013 Doris Benedict (Grayan)