Schlemmerspaziergang

 

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Balade Gourmande 1 Balade Gourmande 2
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Abendsonne über der Gironde, ein weiter blauer Himmel besprenkelt mit Schäfchenwolken spannt sich über die friedlich wirkende Flusslandschaft. Die exakt ausgerichteten Rebenreihen heben sich scharf gegen den Horizont ab. Der Fluss führt eine lehmig braune Flut gurgelnd dem Meer zu.

Wir sind zu Gast bei Familie Peyrouse, die um ihr Weingut Tour de Castillon herum einen Schlemmer-Spaziergang organisiert hat. Es werden vier Stationen erlaufen. Jede Station besteht aus einem provisorischen Restaurant (einem Zelt oder Wagen, um den Tische und Stühle oder Bänke gruppiert sind), das einen Gang des Vier-Gänge-Menüs bereitstellt.

Wir beginnen am verfallenen Turm/Tour von Castillon, einem ehemaligen Taubenschlag, und genießen ein Enten hors d´oeuvre von foie gras de canard, gratton und geräucherter Entenbrust. Dazu wird ein köstlicher Süßwein ausgeschenkt.

Dann wandern wir am Ufer der Gironde über eine Brache und durch dichtes Schlehengebüsch zum nächsten Anlaufpunkt. Wir nehmen Platz an einer im Dickicht versteckten langen Tafel auf eingepflockten groben Holzbänken und werden mit einem Teller frisch geöffneter Austern verwöhnt. Dazu trinken wir einen herben Weißwein und langen beim knusprigen Bauernbrot mit Butter kräftig zu. Zum Abschluss dürfen wir ein über dem Fluss schwebendes Carrelet besichtigen, das wir über eine schmale hohe Holzbrücke betreten. Diese Anglerhütten sind mit einem über dem Wasser hängenden riesengroßen Netz ausgestattet, das man auf den Flussgrund absenken kann.

Vom Fluss weg den Weinberg hinauf führt uns der Weg zur dritten Station. In die Nase steigt uns der Duft karamellisierten Fleisches. Wir könnten blind diesem Geruch folgen. Es gibt maigret de canard in kleinen Stücken gebraten und dazu Pommes, die sich als wahrhaftige Apfelstücke entpuppen und nicht etwa Kartoffeln. Dazu trinken wir Rotwein vom Weingut Jahrgang 2007.

Satt und zufrieden wandern wir nun zurück zum Weinkeller, der mit moderner Kunst dekoriert ist, und nehmen Platz an der letzten Station, die uns mit Kaffee und Süßem versorgt.

Die Sonne ist untergegangen. Wir sitzen unter freiem Himmel, besehen Mondsichel und Abendstern und lauschen den Klängen dreier Trommler, zu denen sich eine Tänzerin wiegt. Ein Sommertag im Médoc klingt aus.

2011 Maria Moeller-Herrmann (Grayan)