Auf der Route der „Cockleshell Heros“
Zum Gedenken an die Operation Frankton, die vor 80 Jahren im Médoc durchgeführt wurde, brachen 10 Kanuten des Vereins Sport athlétique mérignacais mit ihren Booten von Montalivet aus auf. Ihr Ziel, die Frankton-Route nachzufahren. Aber zuerst einmal wärmten sich die Männer und Frauen bei einem Frühstück im Cube in Montalivet auf. Eingeladen hatte der Bürgermeister. Anfeuernde Gespräche, Antworten auf Fragen nach Ausrüstung, nach der Trainingsvorbereitung und Informationsaustausch über die Geschichte dieser Aktion endeten mit dem Aufbruch zum Strandabgang von Montalivet. Dort warteten bereits die 5 Kanus, bei schneidender Kälte machten sich die Sportler bereit und trugen unter dem Applaus des Publikums die Boote an das Meer. Ein paar Gruppenaufnahmen noch, dann stiegen sie in ihre Boote und paddelten Richtung Norden, gefilmt von einem Kamerateam des Senders France 3.
Wer keine genauere historische Kenntnis über dieses Ereignis hat, das am 8. Dezember 1942 startete, für den geben wir hier eine Kurzform wieder, die wir aus wikipédia sowie einer BBC-Dokumentation zusammengestellt haben:
Großbritannien hatte - wie schon im ersten Weltkrieg - bei Kriegsbeginn eine Handelsblockade eingerichtet, die allerdings von Deutschland immer wieder gebrochen wurde. Der Hafen von Bordeaux war dabei einer der Umschlagplätze für kriegswichtiges Material aus Ostasien. Die einzige wirksame „Waffe“ dagegen schien ein Überfall auf die Schiffe, die in Bordeaux vor Anker lagen. Da die gesamte Region um Bordeaux extrem gesichert war, entschied man sich für ein Kommandounternehmen: Eine Gruppe von Marine-Kanuten sollte bei Nacht und Nebel vom Atlantik etwa bei Montalivet per U-Boot abgesetzt werden, sich die Gironde abwärts bis in den Hafen von Bordeaux durchschlagen und mit den mitgeführten Sprengköpern ihre Mission durch Versenkung von Frachtschiffen zu Ende bringen. Diese Operation gelang zwar, hatte aber enorme Verluste. Von den ursprünglichen 12 Marinesoldaten gelangten 4 (mit ihren zwei Booten) ans Ziel, die anderen gingen unter oder wurden gefangen genommen und erschossen. Von den vier Kanuten, die in Bordeaux Erfolg hatten, gelangten nur zwei über Spanien nach Gibraltar und dann England, die anderen beiden wurden auf ihrer Flucht ebenfalls gefangen genommen und erschossen.
Die als Cockleshell Heros in England bekannt gewordene Aktion spielt verständlicherweise für das Médoc eine wichtige historische Rolle. So wurden beispielsweise die Kanuten bei Saint-Vivien von Teilen der damaligen Bevölkerung versorgt und später bei ihrer Flucht von Kräften der résistance unterstützt. Grund genug für die Abteilung Kanu-Kajak des Clubs Sport Athlétique Mérignacais, sich 80 Jahre danach zu Ehren dieser „Helden“ auf die gleiche Route zu begeben. Das Cube in Montalivet konnte dabei als „Basiscamp“ in Montalivet dienen. Ein Gedenkstein ziert nun den Strandzugang von Montalivet. Den Fortgang des Unternehmens konnten wir von Vensac-Plage und dem Euronatstrand aus verfolgen. Und am Abend nach der Ankunft am Strand von Saint Vivien gab es von der heutigen Bevölkerung eine kleine Verpflegung und heiße Getränke.
