Die chicoufs

 

chicouf

Wer sich glücklich schätzt, im Médoc, nahe am Meer, ein Haus zu besitzen, das zudem Platz für mehr als seine ständigen Bewohner hat, der hat damit ein attraktives Ferienziel für Freunde und Kinder und Enkelkinder. Und wenn es dann Sommer wird, füllen sich die Häuser mit diesen lieben Menschen (was man übrigens bei französischen Familien sehr häufig auch an Wochenenden - und ganzjährig - beobachten kann).

War es vorher ruhig und beschaulich, so sind jetzt z. B. vom Nachbargrundstück fröhliche Kinderstimmen und das Planschen aus dem Gartenschwimmbecken zu hören. Auf den Straßen kommt man nicht mehr so zügig voran wie vor der Ferieninvasion und die Freunde haben keine Zeit mehr, weil sie sich um ihre Gäste kümmern wollen.

Was zunächst eitel Freude bedeutete („chic“), die Lieben, die man so lange nicht gesehen hat, um sich zu wissen, kann allerdings auch zunehmend anstrengend werden, dann nämlich, wenn sich die einzelnen Tagespläne nicht mehr reibungslos koordinieren lassen, wenn die Kindeskinder zwischen die Erziehungsfronten geraten oder wenn die vorher großzügigen Wohnverhältnisse zunehmend beengt wirken. Dann wächst die Sehnsucht nach der gewohnten Ruhe und der bekannten Lebensroutine und es können sogar Pläne aufkommen, wie man das Haus für zukünftige Ferien vergrößern könnte.

„Wie schade, dass ihr schon abreisen müsst!“ Stimmt. Aber in diesem Kommentar steckt auch eine Erleichterung („ouf“), dass man sich wieder dem gewohnten Lebensrhythmus überlassen kann, um Kräfte zu sammeln für den Besuch beim nächsten Mal, wenn das Ziel Médoc die lieben Verwandten und Freunde erneut anlockt.

2015 Christian Büttner/Elke Schwichtenberg (Saint-Vivien)

Les chicoufs im Original


Kommentar: #1#2
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