Kriegsende im Nord-Médoc 03

Autor: Erwin Kindsgrab

Inhaltsübersicht
Sprengung des Seebahnhofs

 

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Gegen den 1.1.44 erging ein Befehl aus der Festung per Telefon: alle Leute haben sich in der Zeit von 14-16h in den Bunkern, Mannlöchern usw. aufzuhalten; der Seebahnhof würde gesprengt. Wenn auch nicht sicher für die Mannschaften bestimmt, die so weit von Le Verdon entfernt lagen, erwartete man doch eine bemerkbare Detonation. Nichts geschah. Später erfuhr man, dass die vorbereitete Sprengung nicht erwartungsgemäß klappte.

Zum Seebahnhof: Stimmungsgemäß hatten die Männer im Vorfeld ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Man wollte nicht daran glauben, dass die Gefahr eines Angriffs besonders groß sei und vermutete, dass sich mittlerweile die Präsenz der Deutschen an der Mündung bis zu einem jetzt vorausschaubaren Ende des Krieges ertragbar gestaltete.

Seebahnhof

Ein Hauptgrund dieser optimistischen Stimmung war das Vorhandensein des Seebahnhofs. Besonders wir Mariner hatten ein gewisses Verhältnis zu Seefahrt betreffenden Anlagen und spürten, dass der Seebahnhof, in komplizierten starken Strömungsverhältnissen gebaut und technisch gut ausgerüstet, für den Franzosen ein gewisses Juwel bedeuten musste. Der Seebahnhof konnte also ein gewisses Faustpfand darstellen, in dem Sinne: tut uns nichts – tun wir dem Seebahnhof auch nichts.

Außerdem war der Zeitpunkt für die strategische Bedeutung, wo er hätte als Ausladebasis für den amerikanischen Nachschub dienen können, in unseren Augen nach der Gesamtlage des Vorrückens der alliierten Truppen schon überschritten. Die Alliierten stand fast am Rhein und hätten ihre Nachschubprobleme anders und viel näher gelöst. Dieser Befehl zu dieser Zeit schockierte allgemein, nahm er doch von der beruhigenden Sicherheit. Man hatte sich eines Trumpfes begeben.

Wir wussten, dass – wie vorsorglich bei allen strategisch wichtigen Anlagen – der Seebahnhof seit Frühjahr 1943 mit Sprengmitteln zu einer Zerstörung im Falle eines Angriffs der Amerikaner vorbereitet war. Die Kommandozentrale war der Stützpunkt 330 und 328.

Schon etwa 4 Wochen vor diesem Datum, während der Zeit, in der Oberst POHLMANN Festungskommandant-Süd war (er hatte von ROYAN kommend General MEYER ablösen müssen), war vom OKW durch einen Funkspruch die Sprengung des Seebahnhofs befohlen worden. Aus der Festung ging durch Oberst POHLMANN daraufhin eine Antwort etwa folgenden Inhalts zurück: „Habe Befehl zur Sprengung Seebahnhof erhalten – betrachte diese Maßnahme für verfrüht – augenblickliche Lage ohne Gefahr – erbitte Antwort, wenn Befehl trotzdem ausgeführt werden soll.“

Ich wusste durch Kpt. Birnbacher um diesen stattgefundenen Funkverkehr und eine ausbleibende Antwort, die wir gleichsetzten mit dem Einverständnis des OKW. Um so überraschender war es, 14 Tage später zu vernehmen, dass Oberst POHLMANN wegen Befehlsverweigerung seines Postens enthoben sei und sich in Deutschland verantworten müsse. Ein neuer Festungskommandant würde eingeflogen.

Als Interregnums-Festungskommandant musste als dienstgradhöchster Offizier Fregatten-Kapitän Edler von BERGER das Kommando übernehmen. Er, der bis dato überwiegend mit Truppenaufgaben als Bataillonskommandeur des Seebataillons Narvik betraut war und keine Stabsaufgaben hatte, wagte es nicht, ebenfalls eine Befehlsverweigerung zu begehen und führte den Befehl von OKW aus. Da die Sprengung nicht die beabsichtigte Wirkung hatte, wurde im Laufe des nächsten Monats in Etappen die Anlage zerstört.

Seebahnhof

Durch die Befehlsübernahme als Kommandant der Festung verlies Kpt. Von BERGER die Position des Bataillonskommandeurs. Neuer Bataillonskommandeur von „NARVIK“ wurde: Korv.Kpt. Birnbacher, dafür 1. Kompanie: Kpt.Ltd. Meentzen.

Am 27.11.44 wird ein neuer Festungskommandant mit einem Wasserflugzeug (auf dem Rhein gestartet) eingeflogen. Oberst POHLMANN fliegt mit der gleichen Maschine nach Deutschland zurück (Später sickert durch, dass er sich vor einem Kriegsgericht verantworten muss. Ihm soll allerdings die Befehlsverweigerung nicht nachgewiesen worden sein, da sich herausstellte, dass der von ihm rückgefragte Funkspruch beim OKW nicht empfangen wurde.

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aus seinem Kriegsbericht zum Ende der Festung Gironde Süd; der Text satmmt aus eines unebkannten Quelle und ist auch nicht vollständig. Für genauere Informationen dazu wären wir dankbar! Für die Wiedergabe in Médoc acif wurde er leicht gekürzt.