Kriegsende im Nord-Médoc 05

Autor: Erwin Kindsgrab

Inhaltsübersicht
Zur Ernährungslage in der Festung

 

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Neben normalen Lebensmittelbeständen, die Truppen obligatorisch in Reserve zu halten haben, war die Festung auf eine eigenständig längere Belagerung nicht eingerichtet. Z24 brachte aus teilweiser Räumung des Lebensmitteldepots von Bordeaux vermehrt Lebensmittel mit. Ein Teil der Lebensmittel konnte durch das frühzeitige Kentern des Bootes nicht mehr voll ausgeladen werden.

Am 24. August kommt auf dem Landweg der letzte Konvoi mit 3 Lastwagen Lebensmittel und Bekleidung nach der Räumung von Bordeaux in SOULAC an. Gleichzeitig wird auch das letzte französische Geld von der Reichskredit-Kasse (angeblich über 1 Millionen Franken) eingefahren. (Die Besatzung erhält während der gesamten Besatzungszeit den sogenannten Wehrsold alle 10 Tage, wie auch unter normalen Umständen üblich, ausgezahlt.)

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Die Schaffung des sogenannten VORFELDs hat neben der Vorverlegung der Widerstandslinie den Sinn, sich ein Gelände zu schaffen, aus dem bei längerer Belagerung die Lösung der Verpflegung über die sogenannte FESTUNGS-VERPGLEGUNGS-RESERVE möglich ist. Mit der Verpflegungsaufgabe betraut ist das Festungs-Verpflegungsamt unter Führung von Obltd. …unleserlich. Es werden harte Befehle bei Vergehen, eigenmächtigen Requisitionen, Diebstahl erlassen: Todesstrafe, wer beim Vergreifen an der Verpflegung erwischt wird.

(…)

Zur weiteren Ernährungssicherung wurde das Unternehmen „Mortagne“ vorbereitet. (genaues Datum nicht mehr erinnerlich – evtl. Febr.?) Etwa 1 Kompanie Landsoldaten wurde auf 4 Hafenschutzbooten eingeschifft. Ziel: Erlangung von Mehl, Getreide aus den dortigen Vorratssilos; möglichst auf dem Verhandlungsweg. Zwischen Beginn und Ende des Unternehmens mussten immer ca. 12 Stunden liegen zur Erlangung des jeweiligen Hochwassers, da der kleine Hafen nur bei Hochwasser das Einlaufen zulässt. Führer des Unternehmens Kpt.Ltd. WILD, von Beruf „Elbe-Lotse“.

Am frühen Morgen läuft Boot 1 im Hafen ein. 3 Boote bleiben nach Ausschiffung der Landsoldaten vor dem Hafen als Deckung liegen. Oberfähnrich TESDORFF (im Zivilberuf Inhaber einer der größten deutschen Weinimportfirmen aus Lübeck, der durch seine geschäftlichen Vorkriegsverbindungen zu allen großen Médoc- und Bordeaux-Weingütern persönliche und familiäre Kontakte hat und daher gut französisch spricht) wird mit 2 Mann Begleitung als Parlamentär und Dolmetscher vorausgeschickt; er soll auf dem Bürgermeisteramt möglichst erreichen, dass gegen die Mehl-Getreidenahme kein gewaltsamer Widerstand gesetzt wird. TESDORFF und seine 2 Kameraden werden gefangen genommen; die Gegenseite lässt sich auf keine Verhandlungen ein (TESDORFF stößt erst nach dem Kriege als Gefangener im Offizierslager wieder auf. T. ist vor etwa 2 Jahren im Alter von 62 Jahren verstorben). Der nunmehrigen gewaltsamen Requirierung wird französischerseits energischer Widerstand entgegengesetzt. Teilweise werden die Sicherheitsboote auf der Reede von Land mit 2cm (?) usw. beschossen. Das Landkommando wird mit Gewehrfeuer stark gestört. Das auf einem Kahn schon verladene Korn kann nicht mitgenommen werden, da der Druck zu stark wird und sich Boot 1 schon vor Erreichung des Höchstwassers zurückziehen muss – der beladene Kahn hat zu großen Tiefgang. Bei diesem Gefecht erhält Kpt.Ltd. WILD einen Steckschuss in den Hals. Er wird später – über die Ile d’Oléron – nach La Rochelle zur Operation ins Lazarett gebracht. Dort ist er gestorben.

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aus seinem Kriegsbericht zum Ende der Festung Gironde Süd; der Text satmmt aus eines unebkannten Quelle und ist auch nicht vollständig. Für genauere Informationen dazu wären wir dankbar! Für die Wiedergabe in Médoc acif wurde er leicht gekürzt.
Bildquelle: Chazette, A./Reberac, F.: Royan - PÖointe Grave, Poches de L'Atlantique,Livre des Editions Histoire & Fortifications